Deutschland plant, seine letzten drei aktiven AKWs spätestens am 15. April abzuschalten – Emsland, Neckarwestheim 2 und Isar 2 sollen dann gemäß Atomgesetz vom Netz gehen. Klimaaktivist:innen befürworten diese Strategie schon lange. Aber jetzt aus der Atomenergie auszusteigen, ist ein grober Fehler.
Natürlich: die Sicherheitsrisiken sind bekannt. Man denke nur an die Nuklearkatastrophen 1986 in Tschernobyl und 2011 in Fukushima: mehrere tausend durch Strahlung frühzeitig Verstorbene und in Tschernobyl Schäden, die sich heute noch auf die Essensversorgung in Europa ausüben. Trotz erneuter Technik und erhöhten Sicherheitsvorkehrungen liegt ein Super-GAU im Bereich des möglichen, unter anderem durch AKWs, die weit über ihr Ablaufdatum aktiv bleiben. Dieses wird auf maximal 40 Jahre geschätzt, wobei manche AKWs weit über 50 Jahre lang in Betrieb sind. Das Risiko eines GAUs liegt dadurch laut dem Max-Planck-Institut für Chemie (MPI) in Mainz bei einmal alle 50 Jahre. Doch trotz all dem, ist das potenzielle Risiko eines Atomunglücks kaum vergleichbar mit den unvermeidlichen Folgen der globalen Erwärmung, welche laut der WHO in den letzten 50 Jahren in Europa für 148 000 durch Hitze verursachte Todesfälle verantwortlich war. Und um diesen nicht weiter fortschreiten zu lassen, ist Atomenergie die bessere Wahl: Bei dem atomaren Energiegewinnungsprozess wird kein CO2 ausgestoßen, und trotz der Emissionen durch Uranförderung, Brennelementherstellung und der Bau der AKWs steigt der durchschnittliche CO2-Emissionswert von Atomkraft auf einen ähnlichen Wert wie Wind- und Solarenergie: laut dem Institut für Energiewirtschaft und rationelle Energieanwendung (IER), jeweils maximal 23, 16 und 160 Gramm CO2/KWh.
Daher ist klar: Atomkraft trägt wesentlich weniger zum Klimawandel bei als Kohle und Gas. Aber die Abschaltung von AKWs bedeutet oft die Wiedereinschaltung von Kohl- oder Gaskraftwerken, um den gesamten Stromverbrauch Deutschlands zu decken. Durch die Abschaltung von drei AKWs Ende 2021 und die darauf folgende Wiederaktivierung von 12 Kohlekraftwerken stieg die Einspeisung von Kohlestrom in das deutsche Netz um 17 Prozent an. Trotzdem plant Deutschland: Atomausstieg April 2023, Kohleausstieg 2038. Ausgesprochen gescheiterte Prioritätensetzung.
In Anbetracht der Gefahren der Kernenergie, ihrer Umweltschädlichkeit und ihrer Endlichkeit ist sie definitiv nicht der grüne Energieretter, nach dem Deutschland sucht. Aber sie kann die Zeit überbrücken, bis erneuerbare Energien den gesamten Energieverbrauch Deutschlands decken können, was laut Experten noch mindestens 15 Jahre dauern sollte und bis dahin sollte der Atomausstieg verschoben werden.