Michaela Schadeck ist mit einer spastischen Lähmung geboren und lebt ihr Leben im Rollstuhl. Sie setzt sich seit über 25 Jahren in Heidelberg und Umgebung für die Inklusion für Menschen mitBehinderung ein. Seitdem ist in der Region und bundesweit schon viel geschehen. Doch in einer komplett inklusiven Gesellschaft leben wir noch nicht. Wie machen wir das Projekt „Inklusion” zu einem Erfolg?
Ich klingel an der Tür des Reihenhauses bei „Schadeck”. Kurz darauf summt das Schloss auf. Die Wohnungstür in der Erdgeschosswohnung steht bereits offen, ein automatisches Schloss-welches per Fernbedienung aktiviert wird. Von innen ertönt eine Stimme, ich solle doch herein kommen. Drinnen vor der Tür sitzt Michaela Schadeck in ihrem Rollstuhl, und begrüßt mich mit einem freundlichen Lächeln. Sie ist Geschäftsführende der Individualhilfe für Schwerbehinderte, in dem sie bereits seit 1995 Teil des Vorstands ist.
Sie setzt sich seither für die Rechte von Menschen mit Behinderung ein, und dessen Inklusion in der Gesellschaft. Ob durch den Verein oder in der Politik, in der sie zwischen 2009 und 2014 als Vorsitzende des Beirat von Menschen mit Behinderung die Politik und Verwaltung der Stadt Heidelberg in Inklusionsfragen beriet.
Seit der 2009 inkraft gesetzten UN-Behindertenrechts Konvention hat sich viel im öffentlichen Raum geändert. Viele Gebäude sind heutztage barrierefrei, der öffentliche Nahverkehr wurde durch Niederflurbusse oder Automatisch ausklappbaren Busrampen zugänglicher. Doch ein Niederflurbus sei unnütz, wenn der Bordstein nicht hoch genug ist und die für Rollstuhl geeigneten WCs bringen wenig, wenn niemand weiss, wo sie sind. Auch gesellschaftlich gibt es noch viel zu Tun. Das Großprojekt „Inklusion” hat noch einen weiten Weg vor sich.
Für Frau Schadeck ist die Grundlage für eine gleichberechtigte Teilhabe eines Menschen mit Behinderung dessen Selbstbestimmtheit. Ihr Verein Individualhilfe verhilft Menschen mit körperlicher Behinderung zu einem selbstbestimmten, eigenverantwortlichen Leben. In anderen Worten: Man entscheidet selber, wie einem zu helfen ist.
Schadeck’s eigene Assistenz war war gerade nicht in der Wohnung. Nachmittags ist sie für ungefähr dreieinhalb Stunden abwesend, ganz nach Absprache. „Das ist bei jedem Kunden anders – je nach Bedarf.” Nun sitzen wir in ihrem Wohnzimmer, am Essenstisch. Der Couchtisch daneben ist nämlich voll mit schokoladegefüllten Osterkörbchen, denn morgen geht es über das Osterwochenende zur Familie in die Heimat: das Schwäbische Krumbach in Bayern.
Für Inklusion im öffentlichen Raum seien gesetzliche Vorschriften schon auf dem richtigen Weg, meint Schadeck, dort fehlen oft nur Gelder für die nötige Infrastruktur und Förderprogramme. Für eine gelungene Inklusion auf gesellschaftlichem Niveau bräuchte es aber noch Engagement anderer Art. In einem Interview im Dezember 2014 meinte Schadeck, dass ja vielleicht in 20 Jahren das Projekt „Inklusion” erfolgreich sein könne, „da dann die Kinder, an denen wir heute arbeiten können, erwachsen sind.” Rückblickend meint sie, sei beinahe 10 Jahre später noch nicht so viel passiert, aber der Fokus bleibt: man müsse bei Kindern so früh wie möglich anfangen und ein gemeinsames Aufwachsen ermöglichen, wie zum Beispiel durch die Verminderung der Anzahl vonSchülern auf Förderschulen, welche oft als ausgrenzend wirken können.
Um als Individuum zur Inklusion bei zu tragen, solle man die Augen offen halten, wenn Menschen mit Behinderung Unterstützung brauchen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, und nicht davor zuscheuen, Behinderung mal zum Thema zu machen. Eltern sollten damit aufhören ihren Kindern „guck da nicht hin!” oder „sowas fragt man nicht!” zu sagen, wenn sie über Menschen mit Behinderung fragen. Das Thema sollte nie als Tabu behandelt werden, und vor allem auch nicht immer so „bierernst”, sondern auch mal mit etwas Witz genommen werden.
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